06.07.11, 09:44:29
wolfskind
Zitat:
Was macht Roman Knopf? Nichts. "Er sitzt daheim und dreht Daumen", berichtet seine Mutter, Andrea Kraus. "Wenn das der Weisheit letzter Schluss sein soll, dann Grüß Gott." Der 21-jährige aus Pyhra nahe St. Pölten hat eine fundierte Ausbildung und möchte sein eigenes Geld verdienen. Aber Roman darf nicht arbeiten. Der Grund: Er ist Teil-Autist und zu 50 Prozent als Behinderter eingestuft.
"Der Roman sieht die Realität halt mit ein bisserl anderen Augen als wir", sagt Frau Kraus. "Er war immer in der Entwicklung ein wenig rückständig." Eine Frühgeburt, wurden bei ihm mit zehn Jahren erstmals Autismus-Züge diagnostiziert. Aber: Wie viele Autisten hat er einen Bereich, wo er Gleichaltrige in den Schatten stellt. "Er kann sich unheimlich gut ausdrücken und präsentieren." Die Medizin-Gutachterin vermerkte: "Sehr freundlich und kooperativ, führt das Gespräch ohne Beisein seiner Mutter."
Roman absolvierte die Sonderschule mit lauter "Sehr Gut" und "Gut", kam dann ins sonderpädagogische Zentrum Wilhelmsburg und 2006 zeigte sich bei einem "Profil-Erstellungskurs" des AMS in Linz, dass er handwerklich gut drauf ist. "Wir haben immer geschaut, dass wir das Beste aus dem Bub heraus holen", sagt die Mutter. Die Eltern schickten Roman in die geschützte Lernwerkstätte Oberrain (Salzburg), wo er zwei Jahre später eine Helferqualifikation für Metallverarbeitung abschloss.
20.000 Euro kostete diese vom Land NÖ geförderte Ausbildung samt Internat. Danach fand Roman zwar eine Praktikumsstelle bei einem Betrieb in St. Pölten, wo er um Gotteslohn anpacken durfte. Aber zu einem fixen Job kam es nicht. Das AMS konnte mit keiner Arbeitsvermittlung dienen.
Abgelehnt
"Wir haben es versucht", erzählt der St. Pöltener AMS-Chef Thomas Pop. "Aber auch die geschützte Werkstätte hat den Kunden abgelehnt." Daraufhin habe man mittels "Berufsorientierung für Behinderte" andere Fähigkeiten ausloten wollen. Für Romans Mutter "reine Beschäftigungstherapie".
In letzter Konsequenz ließ das Arbeitsmarktservice die Arbeitsfähigkeit von Roman feststellen. Die "Gesundheitsstraße" der Pensionsversicherungsanstalt kam nach der Untersuchung zu einem niederschmetternden Ergebnis: "Arbeitsunfähig, aber nicht invalid", lautete die Diagnose. "Weil die Arbeitsfähigkeit nicht mehr gegeben ist, können wir ihn auch nicht mehr als AMS-Kunden betreuen", schildert Pop die verzwickte Lage. Also habe man Romans Familie geraten, beim Magistrat um die Mindestsicherung anzusuchen.
Jetzt reicht es Andrea Kraus. "Wozu die sündteure Ausbildung, wenn danach alle abwinken? Man kann doch nicht einen jungen Menschen, der selbst arbeitswillig ist, auf Staatskosten lebenslang ins Nichtstun abstellen. Das ist eine Riesen-Sauerei." Ihre letzte Hoffnung: Ein neues medizinisches Gutachten, das den Burschen, der demnächst eine eigene Wohnung beziehen wird, endlich für den Arbeitsmarkt frei gibt.
Artikel
was ist denn ein Teil-Autist?
06.07.11, 09:50:14
55555
Das "darf nicht arbeiten" der Mutter ist ja wohl auch sachlich falsch nach dem Artikel. Er findet halt keine Stelle, wobei es sich so liest als würde die Familie glauben außer der Arbeitsvermittlung gäbe es keinen Weg eine Stelle zu finden oder sich selbstständig zu machen. Unterm Strich ist das wohl der Murks, der rauskommt wenn etwas verdrehte Angehörige auf inkompetente Lokalreporter stoßen.
06.07.11, 09:52:12
[55555]
Titel geändert von
"Artkel: Teil-Autist darf nicht arbeiten"
zu
"Artikel: "Teil-Autist" "darf" nicht arbeiten"
um den Inhalt eindeutiger zu bezeichnen.
06.07.11, 10:14:42
Antika
Was ein Teil-Autist ist, wüsste ich auch mal gerne.
Mein Sohn hat keinen Behindertenschein, ebenso seine Berufsausbildung mit den besten Noten abgeschlossen, aber auch er findet keine Festanstellung.
Da er auch nicht im Besitz eines Führerscheins ist, macht es die Suche nach einer Arbeitsstelle zusätzlich schwer. Führerschein ist heute anscheinend ein "Muss" in der Arbeitswelt. Wer keinen hat, der hat es nicht leicht eine Arbeitsstelle zu finden, egal ob Autist oder Nichtautist.
Aber die "Eigenarten" meines Sohnes, machen es ihm noch zusätzlich schwer eine Anstellung zu finden.
Eine Stelle ist manchmal zwar selbst schnell gefunden, sie aber auch zu bekommen ist eine andere Sache. Da haben Autisten es nicht so leicht, denn Arbeitssuchende gibt es ja genug.
06.07.11, 10:24:32
55555
Es ist richtig, daß Autisten in der Hinsicht diskriminiert werden und deswegen wohl öfter ohne Stelle bleiben. Das ist aber nicht mit einem Verbot, einem "darf nicht" gleichzusetzen. Ich vermute die Mutter hat es so formuliert, da das Amt ihn quasi als erwerbsunfähig einstufte. Eine solche Einstufung bedeutet aber nicht, daß jemand keine Stelle annehmen darf, wenn er denn irgendwo eine für sich finden würde.