17.12.11, 17:48:57
wolfskind
Zitat:
«Er hat zum Beispiel jeden Augenkontakt vermieden, auch mit uns Eltern.» Zwar habe der Bub durchaus seine Wünsche mitgeteilt, aber kaum mit Worten. «Wir haben meistens verstanden, was er wollte», sagt der Vater, «und sind dann darauf eingegangen.» Das tun sie nicht mehr. Heute verlangen sie von Alois, dass er sich klar mit Worten ausdrückt. Und es geht, meistens.
Acht Stunden Spiel pro Tag
Das ist Teil einer Therapie, die neu in Muttenz angeboten wird: die sogenannte Mifne-Therapie. Mifne ist Hebräisch und heisst «Wendepunkt»; entwickelt worden ist die Behandlung von der israelischen Psychologin Hanna Alonim. In Israel steht das bislang einzige Mifne-Zentrum. Die Schweiz ist das erste Land, in dem ein zweites Zentrum eröffnet worden ist. Es wird von der Stiftung Frühintervention bei autistischen Störungen (Fias) finanziert; fachlich ist es der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik der Uni Basel angeschlossen.
Die Mifne-Therapie ist eine auch für die Eltern und Geschwister ausserordentlich intensive Angelegenheit. Am Anfang steht eine dreiwöchige, stationäre Behandlung mit der ganzen Familie. Eltern, Kind und Geschwister leben in dieser Zeit in einer Wohnung in Muttenz, die zum Mifne-Zentrum gehört.
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Während des Spiels stehen Kind und Spielpartner ständig per Video und aus einem Nebenraum durch zwei grosse Einwegspiegel unter Beobachtung. Diese Beobachtung von aussen ist ein zentraler Aspekt. «Es ist verblüffend zu sehen, was sich in dem Raum abspielt», sagt Jan Petermann. «Plötzlich realisiert man Auffälligkeiten und fragt sich, warum man sie nicht schon vorher bemerkt hat.» So habe er erst in Muttenz bewusst wahrgenommen, wie sein Sohn versucht, mit anderen Leuten Kontakt aufzunehmen – und wie oft das scheitert.
Quelle
na das klingt doch "super".
17.12.11, 18:09:46
Fundevogel
Kommt mir bekannt vor: Arbeiten Kriminalpolizei und Verhörbeamte beim Geheimdienst auch mit diesem Programm??? Würde mich interessieren, ob es beim israelischen Geheimdienst bekannt ist.
17.12.11, 18:32:58
55555
geändert von: 55555 - 17.12.11, 18:38:28
ABA aus Israel? Das ist dann wohl die ungefähr 50. Bezeichnung dafür? Aber immerhin mit einer gewissen kritischen Einbeziehung der Familie, wie es scheint.
Dann sollte man wohl mal die Uni Basel kontaktieren?
17.12.11, 19:02:02
Fundevogel
Au ja, besonders diejenigen Professoren kontaktieren, die sich gegen eine Beobachtung durch Kameras in den Hörsälen und damit eine online-Unterrichtung von autistischen Studierenden sperren.
18.12.11, 02:53:17
PvdL
Mir ist der Ausdruck
Intervention ein rotes Tuch. Nennt man das nicht auch so, wenn der Nachwuchs auf die
schiefe Bahn gerät und die Eltern dann einfach mal Hausarrest aussprechen und dergleichen mehr? Mag sein, daß es nicht nur Vorteile hat, dem Kinde jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Andererseits charakterisiert es doch aber eine Vertrauensgemeinschaft, wie eine Familie das idealerweise sein sollte, daß man sich eben auch (meistens) wortlos versteht. Warum also dieses Vertrauensverhältnis ohne Not künstlich aufkündigen? Mein Vater meinte auch immer, er müßte mir schon mal daheim die Bosheit der Welt nahe bringen. "Deinem Vorgesetzten gegenüber wirst Du Dich auch nicht so verhalten können." hat er sehr oft zu mir gesagt. Ich habe dem entgegengehalten, daß er eben nicht mein Vorgesetzter sei, sondern mein Vater. Er ist bis zum heutigen Tage nicht davon abzubringen, daß er mein Vorgesetzter sei. Zu seiner Ehrenrettung muß ich aber noch vorbringen, daß er praktisch ohne Vater aufwuchs und, wenn er doch mal auftauchte, dann nur als "Vorgesetzter" und Züchtiger. Woher also hätte er sein Rollenvorbild nehmen und lernen sollen, wie ein Vater zu sein. Zum Schluß wieder ein Wort zu dieser Therapie. Mir kommt diese so vor, wie jemand, der seinen Hund schlägt, so daß der Hund sich dann vor der Hand fürchtet, auch wenn diese gerade mal zu Streicheleinheiten aufgelegt sein mag. Deswegen sagt man Hundebesitzern, daß sie eine Zeitung zum Schlagen nehmen sollen, und ich sage, daß man es anderen überlassen soll, den Kindern das Sprechen an zu gewöhnen, wenn sie es selbst nicht wollen oder können. Mir scheint, daß es zweckmäßiger ist, die Kinder dazu in (spezielle) Kindergärten zu geben.