03.05.13, 11:50:42
Leah
Bei meinen Innen- und Außenwahrnehmungen in den letzten Wochen bin ich sehr oft auf das "Thema" Sehbehinderung und Blindheit gestoßen; von innen durch Erinnerungen an zwei frühere Freunde mit hochgradiger Sehbehinderung und einen heutigen Freund, von außen durch wohl fokussierte Wahrnehmung in meiner Umwelt, in der mir auf einmal Schilder mit den Schriftzügen Blindenwohnheim, Blindenschule, Blindenmuseum und Blindengasse ins Bewusstsein rückten.
Im Zusammenhang mit dem Begriff „Schicksalsschlag“ für Eltern wurde dann vor kurzem die Geburt eines fast blinden Kindes genannt. Gerade auch, weil ich ja meine Freunde als liebenswerte und wertvolle Menschen wahrgenommen habe und wahrnehme, machte mich diese Bemerkung doch sehr nachdenklich.
Das sind dann Momente in denen ich das Gefühl habe, dass irgendetwas schiefläuft. Was NA als Mitgefühl bezeichnen ist dann meiner Meinung nach nur eine Form der Interpretation einer Außenwahrnehmung in Bezug auf einen anderen Menschen, der in plumpes Mitleid mündet und lediglich dazu dient, den eigenen Status gegenüber einem vermeintlich „behinderten“ Menschen als besser zu empfinden, um sich damit selbst „über Wasser halten“ zu können. Das empfinde ich als eine Form der Sozialverhaltensperversion, die zu zwangsläufig zu Ausgrenzung führt.
Daher weiter unten mal ein Artikel des BSHSV, den ich, weil ich schon die Einleitung als zu meinen aktuellen Gedanken passend empfinde, hier verlinke.
Zitat:
Blindheit – grausames Schicksal oder neue Perspektiven?
In der Bewerbung einer sehenden Pädagogin um einen Integrationspreis las ich, dass Blindheit ein grausames Schicksal sei. Diese Feststellung hat mich nachdenklich gestimmt, und ich habe mich gefragt, welche Vorstellungen sehende Menschen von Blindheit und blinden Menschen haben mögen, aus denen Ängste oder Hemmungen im Umgang mit den Betroffenen resultieren. Aus diesem Grunde möchte ich Euch etwas über Blindheit erzählen.
Volker König
http://www.bsvsh.org/index.php?menuid=101&reporeid=196
Das Ganze Interpretationsdilemma ist ja dann beliebig übertragbar auf alle Formen von „Behinderung“.
03.05.13, 13:02:15
55555
Man muß wohl nur den häufigen Begriff "sozial Schwache" etwas durchdenken um zu erkennen, daß da allgemein ganz gewaltig etwas schiefläuft. Die Menschen schimpfen gerne über die Ökonomisierung des Alltags, aber ausgerechnet in diesem hochgradig zentralen Bereich scheinen die meisten NA einfach zu versagen. Vieleicht, weil es nicht um Dinge geht, sondern um Menschen? Das ist für NA angeblich ja in der Verarbeitung etwas völlig Verschiedenes. Gegenüber Menschen wird dann wohl erstmal dieses archaische Rudelzeug aktiv.