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Thema: Zentai - Nützlich für Autisten? (http://test.auties.net/topic.php?id=5291)


Geschrieben von: 55555 am: 13.01.12, 19:24:36
Interessant ist vielleicht gerade, daß es derzeit eine Rudelbewegung ist. Zwar hat sie ein auch zweifelhaftes Image, aber man fällt damit vielleicht schon bald nicht mehr so massiv auf.

Andererseits hatte ich schon während der Burka-Verbots-Kampagnenzeit den Verdacht, daß es eigentlich darum geht soetwas wie Zentai zu verbieten, mit dem sich Personen der immer weiter wachsenden staatlichen Alltagsüberwachung und -verfolgung via Biometriesoftware und automatischer Bewegungsprofilerstellung entziehen könnten. Die Gesetzeswortlaute der verschiedenen Staaten gäben es wohl her. Auch diesbezüglich beobachte ich die Entwicklung mit Interesse, z.B. eine denkbare Kriminalisierungs- und Angstkampagne die im Ansatz ja bereits im zitierten Artikel vorzufinden ist.
Zitat:
Ein weltweites Phänomen: Bei Rockfestivals, im Fußballstadion, bei Junggesellenabschieden und sogar beim New York Marathon – überall ist in letzter Zeit jemand dabei, der aussieht wie eine bunte, durchgeknallte Schaufensterpuppe. Und auch das Benehmen ist fast immer dasselbe: überschwängliches Getanze und Gegröle. In so einer Verkleidung lässt sich der größte Blödsinn anstellen, ohne die Furcht, dass verräterische Bilder auf Facebook landen. Statt peinliche Aufnahmen im Nachhinein aus dem Netz entfernen zu müssen, macht sich so ein Verkleideter prophylaktisch selbst unkenntlich.

Der Trick ist nicht neu – schon früher haben sich Menschen in der Öffentlichkeit gern hinter irgendwas versteckt: hinter großen Hüten oder Sonnenbrillen zum Beispiel. Aber diese Anzüge stehen für eine neue Qualität: Nicht mal der eigene Bruder ist darin zu erkennen.

Drei Studienfreunde aus Schottland sind mit diesen Anzügen reich geworden: Gregor Lawson und die Brüder Ali und Fraser Smeaton haben vor drei Jahren einen Onlinehandel mit den bunten Kostümen eröffnet. Mehr als 400 000 Stück haben sie seitdem verkauft, die meisten nach England und Australien, seit letztem Jahr gibt es ihre Seite auch auf Deutsch.

[...]

»In dem Anzug verwandelt man sich zu einer witzigeren Version seiner selbst«, hat einer der Morphsuit-Erfinder der BBC erzählt, »man macht einfach mehr Party.« Tatsächlich hat der Sozialpsychologe Robert Ezra Park schon vor mehr als achtzig Jahren beschrieben, dass Menschen ihr wahres Gesicht vor allem dann zeigen, wenn sie sich hinter einer Maske verstecken können: Im Schutz der Maskierung offenbart sich »das Selbst, das wir sein möchten«.

Quelle


Geschrieben von: Fundevogel am: 14.01.12, 00:39:09
Hmmm, heißt das, dass die Kölner tatsächlich das ehrlichste und wahrheitliebendste Völkchen der Welt sind, nirgendwo wird sich mehr maskiert?
Oder könnte es sein, dass sie das tun, weil wer nicht mehr erkennbar ist auch nicht verfolgbar ist? Wenn der Hinkende ein kostümierter Hinkender ist, gilt er nicht mehr als Hinkender sondern als ehrlicher kostümierter Allerweltler? Dann wäre doch der Idealzustand erreicht, dass es kein "Aussortieren" von Behinderten mehr gäbe?!;)


Geschrieben von: PvdL am: 14.01.12, 03:24:52
Wenn das nicht alarmierend ist, daß sich heutzutage wie ein Phantom verkleidet werden muß, wenn ausgelassen gefeiert werden will. Aber bedeutet das nicht, daß man nur noch anonymisiert in Erscheinung tritt? Und schließlich: Wenn man nur noch eine bunte Puppe ist, dann ist man doch auch beliebig austauschbar, oder nicht? Mal eben zu verschwinden wird dann genauso einfach, wie mal eben jemanden verschwinden zu lassen.


Geschrieben von: 55555 am: 18.01.12, 00:05:10
Was wohl so an den Zentai-Kleidungsstücken dran ist? zwinkern
Zitat:
Wer Kleidung der Modefirma Gerry Weber kauft, bekommt gleich noch eine Spionagewanze in Form eines RFID-Chips dazu. Dieser verbirgt sich im Pflege-Etikett, enthält eine eindeutige Produkt- und Seriennummer – und kann überall auf eine Entfernung von mehreren Metern ausgelesen werden. RFID steht für Radio Frequency Identification. Theoretisch ließen sich damit Bewegungsprofile von Gerry-Weber-Kunden erstellen.

Quelle


Geschrieben von: 55555 am: 19.08.12, 15:10:26
Zitat:
Die seltsamen Wesen versammeln sich im Kreis, tuscheln verschwörerisch. Sie stecken von Kopf bis Fuß in hautengen Ganzkörperanzügen, haben sich den Stoff über das Gesicht gezogen. Dann rennen sie los, springen herum, quatschen fremde Leute an, tanzen, singen, fuchteln mit den Armen. Passanten drehen sich verwundert nach ihnen um. Was passiert da?

Es ist Samstagmittag, rund 70 Menschen treffen sich in Köln am Rande der Computerspielmesse zur "Morph 2012". Menschen, die sich in ihrer Freizeit in Elastan-Strampler zwängen und damit durch die Gegend laufen.

[...]

Der Name Morph kommt von Metamorphose, Verwandlung. Und die ist Dominik anzumerken. Der Schüler dreht in seinem Overall voll auf: Er tanzt über das Messegelände, zappelt, grölt, singt, gibt Interviews und dirigiert Presse-Fotografen. "Man verwandelt sich im Morphsuit in eine Person, die sich selbst gefällt", sagt Dominik.

Quelle


Geschrieben von: schuschu am: 19.08.12, 17:15:37
reaktion meines sohnes auf die bilder zum letzten verlinkten artikel:

ich würde mir da einen abschwitzen.

und wenn ich so jemandem begegnen würde, hätte ich angst.

...weil das ungewohnt ist anzuschauen.

aber es scheint was dran zu sein an dem sich freifühlen und handeln, wenn man sich anonymisiert. warum ist das so? warum trauen sich menschen nicht einfach sie selbst zu sein und ihr gesicht zu zeigen?


Geschrieben von: 55555 am: 12.12.15, 00:31:29
zwinkern
Zitat:
Wer sich mit Punkt 1 und Punkt 2 überhaupt nicht arrangieren kann, weil er beziehungsweise sie partout eine schwarze Burka tragen will (oder muss), kann sich bei der Stadt München für nur 14.999 Euro eine Burka-Vignette zum Aufnähen oder Antackern kaufen. Die Vignette berechtigt zum Besuch sämtlicher Pinakotheken, der FC-Bayern-Fankurve sowie einer eigens für Burka-Trägerinnen eingerichteten Oktoberfest-Geisterbahn. Zudem gibt es im Hofbräuhaus eine (alkoholfreie) Maß.

Quelle