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Thema: Normalität als psychotisches Konstrukt (http://test.auties.net/topic.php?id=924)


Geschrieben von: Altpapier am: 16.02.07, 22:54:53
Was soll das eigentlich sein: normal? Ist der Begriff an sich Zeugnis von Realitätsverleugnung?


Geschrieben von: drvaust am: 17.02.07, 00:41:54
Normalität ist der offiziell anerkannte Durchschnitt, der von der Mehrheit angestrebt wird. Ein normierter Einheitszustand, das Fehlen von Individualität, ein Ideal. Als Realitätsverleugnung sehe ich das nicht.
Für mich ist 'normal' eine Beleidigung. zwinkern Ich bin kein stinknormaler Einheitstyp, sondern eine herausragende Persönlichkeit.


Geschrieben von: Goldloeckchen am: 17.02.07, 09:08:40
Meiner Ansicht nach gibt es kein "normal". Das ist ein Konstrukt das teils aus Seifenopern entstanden ist. Mir ist bewusst, dass Seifenobern nicht der Realität entsprechen aber viele Menschen streben doch genau das was dort "propagiert" wird an: Ökonomischer Erfolg, ein Haus, eine kleine Familie, Spießertum, und "wir-haben-uns-ja-alle-so-lieb-Getue" doch hinter den meisten "Kulissen" dürfte es ganz anders zugehen... "Nicht normal zu sein" bedeutet nicht, dass man autistisch ist. Es bedeutet, dass man aus der gesellschaftlichen Sicht aus den erstrebenswerten Norm fällt. Allerdings ist diese Vorstellung von heiler Welt insofern es überhaupt eine wäre auch gesellschaftlich immer mehr in Abseits. Es gibt aber Epochen/Phasen wo die Biedermeierei und das Anstreben solcher Normalitäten immer wieder vorkam und vorkommen wird. Genauso wird es aber auch immer wieder Menschen geben die sich dem wiedersetzten oder dies einfach nicht erfüllen können. Und viele Menschen die augenscheinlich als normal durchgehen würden haben in Wahrheit in den Punkten die sie zu "Ottonormalverbraucher-Typ" machen würden versagt. Oder ist "normal sein" einfach nur "so tun als ob"? Das erscheint mir als Definition für Normalität allerdings einbisschen zu wenig.


Geschrieben von: Altpapier am: 17.02.07, 13:53:15
Ich zielte vor allem auf den Fall ab, daß sich jemand als normal definiert. Ein Hauch von Wahnsinn liegt da doch schon in der Luft finde ich.


Geschrieben von: drvaust am: 17.02.07, 15:39:40
Zitat von Sheila:
... Das ist ein Konstrukt das teils aus Seifenopern entstanden ist. ...
Das Bild, daß in Seifenopern, Magazinen, Werbung usw. vermittelt wird, bezeichne ich nicht als Normalität. Das ist eine künstliche Mode, die aus verschiedenen Gründen geschaffen wurde, ein modischer Traum, eine irreale Scheinwelt. Nach den Maßstäben dieser modischen Scheinwelt sind alle Menschen Versager.
Normalität ist die unscheinbare graue durchschnittliche Realität.

Niemand ist völlig normal, jeder weicht mehr oder weniger von der Norm ab. Die Normalität ändert sich auch ständig, denn sie ist nur ein statistischer Mittelwert.


Geschrieben von: Goldloeckchen am: 17.02.07, 19:39:44
Das ist eine Scheinwelt aber einige Dinge richten sich in Seifenopern nach den allgemeinen Vorstellungen einer heilen Welt und das wiederrum fungiert als Ideal. Das ist den Leuten nicht bewusst aber nicht umsonst verfolgen viele Seifenopern das genannte Konzept und haben mehr Erfolg bzw. bessere Einschaltquoten als so manch ein Kinohit.


Geschrieben von: Altpapier am: 20.02.07, 07:00:03
Ist es nicht psychotisch, wenn sich jemand als normal betrachtet um sich von anderen abzugrenzen?


Geschrieben von: drvaust am: 20.02.07, 21:50:05
Augenlid runterziehen Ich finde es absurd, wenn sich jemand als normal betrachtet um sich von anderen abzugrenzen. 'Ätsch, ich bin durchschnittlicher als andere.'
Verständlich finde ich das als Ausgrenzung von anderen. 'Ihr seid verrückt und ich nicht.' rrr
verwirrt Irgendwie haben die Menschen das Bedürfnis, in der Masse unterzugehen, nicht aufzufallen.


Geschrieben von: Adreg am: 20.02.07, 21:56:11
ich glaube, dass die meisten Menschen Normalität als eine auf sie selbst zutreffende Grösse ablehnen. "Ich bin anders, als die anderen" heisst es doch oft".

Normal sein ist uncool, da es keine Heraushebung der eigenen Person ermöglicht.


Geschrieben von: drvaust am: 20.02.07, 22:11:42
Zitat von Adreg:
ich glaube, dass die meisten Menschen Normalität als eine auf sie selbst zutreffende Grösse ablehnen.
Ich wurde aber schon oft, in beleidigender Absicht, als nicht normal bezeichnet.
Ich denke auch an die Diskussion zu dem Begriff NT, neurologisch typisch, weil der alle anderen als untypisch und unnormal darstellt. Deshalb wird der Begriff NT von vielen abgelehnt.

Zitat von Adreg:
Normal sein ist uncool, da es keine Heraushebung der eigenen Person ermöglicht.
Ganz meiner Meinung.


Geschrieben von: Adreg am: 20.02.07, 22:24:24
Zitat von drvaust:
Ich wurde aber schon oft, in beleidigender Absicht, als nicht normal bezeichnet.
Ich denke auch an die Diskussion zu dem Begriff NT, neurologisch typisch, weil der alle anderen als untypisch und unnormal darstellt. Deshalb wird der Begriff NT von vielen abgelehnt.

Ganz meiner Meinung.
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Das sind aber doch die Menschen, die "emotionsgesteuert" einerseits saen, ich bin etwas besonderes, aber andererseits - wenn sie auf "abweichendes Verhalten" angesprochen werden, sagen: "ich bin doch ganz normal", oder?


Geschrieben von: Goldloeckchen am: 21.02.07, 13:29:07
Kaum jemand will ein Durchschnittstyp sein aber fast jeder will was Besonderes darstellen. Dabei geht es aber nicht um neurologische Abweichungen sprich genetische Defekte oder psychische Erkrankungen. Leute wollen sich eher als besonders fähig und begabt hevor heben und nicht als behindert darstellen.