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Schließlich gibt es in Deutschland seit mehr als drei Jahren die Inklusion.

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03.09.12, 08:46:13

schuschu

http://de.nachrichten.yahoo.com/wenn-das-kind-auf-die-f%C3%B6rderschule-abgeschoben-wird-171946579.html


"Wer ADHS oder emotionale Probleme hat, muss gehen: Lehrer werden schwierige Kinder los, indem sie diese auf dem Papier als behindert darstellen. Eigentlich hatte die Politik das Gegenteil angestrebt."
03.09.12, 08:59:19

55555

"Die Inklusion" gibt es eben noch nicht, sondern Bekundungen auf dem Papier in diese Richtung. Der Weg ist noch lang.
03.09.12, 09:07:41

schuschu

heisst das 55555, dass die schüler kein recht darauf in anspruch nehmen können? oder es einfach noch nicht umgesetzt wird aufgrund des evtl. nichtwissens der eltern über inklusion?
03.09.12, 09:34:50

55555

Es gibt schon ein Recht (je nachdem wie man "Recht" definiert). Mir ging es vor allem darum, daß Inklusion mehr ist als Gesetze jemals regeln könten.
03.09.12, 13:15:48

Cathryn

Recht haben und Recht bekommen sind nicht das gleiche. Und Recht bekommen muss man sich erst mal leisten koennen. Ich denke, es geschieht mit Absicht, um Kosten und Aufwand zu sparen, weil nicht nicht jeder die Kraft und Mittel hat, fuer sein Recht zu kaempfen.

Ich lebe in England und mir ist aufgefallen, dass hier wesentlich mehr Behinderte zu sehen sind, also zum Beispiel Leute im Rollstuhl, Blinde oder Taube, als in Deutschland. Vor allem wesentlich mehr Kinder.

Das macht mich traurig, in Deutschland werden die Behinderten nach wie vor weggeschlossen und weggebracht ... "um sie zu schuetzen". Leider wird die Inklusion nicht umgesetzt, wahrscheinlich weil es zu viel Kosten wuerde und ueberhaupt viel zu anstrengend ist. :-(
03.09.12, 14:03:22

arwen

der gedanke, der hinter inklusion steckt, das ist ein guter gedanke. in meinen augen.
jedoch ist inklusion hier in deutschland ein wort. nur ein wort. es existiert in einigen köpfen, aber es ist noch zu wenig in den herzen der menschen angekommen.
und... wieviele menschen kennen überhaupt dieses wort?
das wäre auch mal interessant zu wissen.
ich denke, inklusion kann erst dann funktionieren, wenn die menschen dafür bereit sind. vorher nicht.
es hilft da auch nichts, wenn sich einige bemühen das umzusetzen, wenn die breite masse nicht dafür bereit ist.

stimmt. ich stimme dir zu.
rollstuhlfahrer... sind selten geworden. ich hab mitte august ein konzert besucht. da sah ich rollstuhlfahrer. weit weg vom geschehen, zusammengepfercht auf einer viel zu kleinen rampe, die nicht mal platz für alle bot.
irgendwie musst ich an *schindlers liste* denken, an die vollgestopften züge.
gehörlose... die sieht man ab und an mal.
aaaber wann ich zuletzt einen blinden gesehen habe, daran kann ich mich nicht erinnern.

der eindruck wir in deutschland sperren alle weg, die anders sind... manchmal hab ich auch das gefühl, dass es so ist.

liebe grüße von arwen
03.09.12, 14:17:06

comes

Leider ist es derzeit so, dass Inklusion zwar gewünscht/erwünscht ist, aber die dafür nötigen Mittel nicht zur Verfügung gestellt werden (können).

Inklusion kann bedeuten, dass Zugänge, Toiletten, etc. barrierefrei zu gestalten sind - verlangt also Umbaumaßnahmen, kostet Geld.

Inklusion kann bedeuten, dass eine Inklusionsfachkraft benötigt wird - verlangt also die Schaffung einer entsprechenden Stelle, kostet Geld.

Inklusion kann bedeuten, den Klassenteiler nach unten zu korrigieren - kleinere Klassen brauchen mehr Räumlichkeiten und mehr Lehrpersonal, kostet Geld.

etc. etc.

Egal wie man es dreht und wendet, es scheitert immer wieder an der Finanzierung. Im Kopf hätten es einige recht engagierte Leute schon.
03.09.12, 16:12:59

schuschu

vielleicht ist es auch ja so gewollt?

ich glaube nicht , dass wirklich kein geld da ist...es fliesst nur in andere richtungen.

und ich denke auch dass es nicht gewünscht ist, dass es schon in einpaar köpfen von recht engagierten leuten ist.

und ich glaube auch , dass die meisten aus ihrem eingegrenztem denken heraus sich gar nicht anders , über den horizont hinaus , möglichkeiten denken trauen ..oder durch das von klein an erzogene nichtselbstdenkendürfen, nicht oder noch nicht anders denken können.

2009 als das ganze thema noch frisch war, hatte ich mal in einem autismuskompetenzzenrum angefragt, was das im individuellen fall für einen austisten bedeuten soll oder kann.

da wurde noch gar nichts , angeblich von inklusion oder von einer behindertenrechtskommision gewusst.

so ging es mir in diesem besagten jahr bei vielen anfragen rund durch deutschland. sogar in institutionen , die sich "inklusionsbüro" auf ihre fahnen schrieben.
03.09.12, 17:46:39

55555

Man muß sich auch nicht wundern, denn fast alle Behindertenverbände haben die Sache auch noch nicht gründlich verstanden.
03.09.12, 20:33:46

arwen

... das ist mal wieder einfach nur ein kaum zu glaubender hammer... da wo es wichtig wäre, weiß kaum einer bescheid.
und sowas dann in einem land, das ursprünglich mal sozial angelegt war.

liebe grüße von arwen
04.09.12, 02:08:03

drvaust

Ich denke, das liegt nicht nur an den Lehrern und dem Schulwesen. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem.
Die Leute sollen normal funktionieren, einheitlich, keine Sonderformen, keine Anpassung. Auch in den Betrieben sollen die Arbeiter und Angestellten problemlos austauschbar sein, ohne Anpassungsbedarf. Wer nicht paßt, wird interniert. Zum 'Besten' der 'armen Behinderten' werden sie in Sondereinrichtungen (Förderschulen, Heime, Behindertenwerkstätten usw.) versorgt. In der Öffentlichkeit sind Leute, die nicht normal sind, unerwünscht. Die stören nur das normale (genormte) System. Das gilt in der gesamten Gesellschaft, ist inzwischen so gewohnt. Deshalb wird das schon in der Schule und im Kindergarten praktiziert. 'Die sind nicht normal, die bringen es sowieso zu nichts.'

Inklusion hatte ich jetzt mal in einer Montessori-Schule erlebt. Da waren verschiedene Kinder, und alle waren voll beteiligt.
04.09.12, 07:27:03

arwen

anpassung wird schon erwartet, denke ich. von seiten derer die funktionieren sollen, bloß nicht umgekehrt.


montessori sind privatschulen. wobei... damit hat das sicher nicht so viel zu tun. wohl eher mit den menschen, die dort arbeiten.
während oder in meiner ausbildung lernte ich diesen grundsatz von und über montessori:
hilf mir es selbst zu tun.

liebe grüße von arwen
 
 
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